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BERLINER KURIER am 19. Dezember 2012
JACZA von Köpenick
Rezensiert von Gerhard Lehrke
 
In einem zweiseitigen REPORT berichtet der BERLINER KURIER über das von Dr. Michael Lindner im viademica.verlag berlin am 15. September 2013 veröffentlichte Sachbuch "Jacza von Köpenick". Ein Slawenfürst des 12. Jahrhunderts zwischen dem Reich und Polen. Geschichten aus einer Zeit, in der es Berlin noch nicht gab.


==== DER ERSTE ICKE ====

Er hieß Jacza, war ein weit gereister, frommer Rittersmann und lebte im 12. Jahrhundert

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Drama! Ein Mann wirft sich in Brandenburg aufs Pferd, sprengt im Galopp bis nach Spandau. In wilder Flucht vor bluttrünstigen Männern stürzt er sich samt Ross in die Havel und geht fast unter – der Flüchtling ist ein in Eisen gekleideter Krieger samt Waffen und Schild. Der Rittersmann gelobt bei Rettung Religionswechsel, weil sein Gott Triglav dem überladenen Zossen nicht beim Schwimmen hilft. Und siehe: Wundersam kommt Slawenfürst Jacza von Köpenick drüben an, hängt Schild und Signalhorn an einen Baum und wird – wie versprochen – Christ. Seine Verfolger haben von Gatow aus das Nachsehen, wie er von „Schildhorn“ aus im Grunewald verschwindet. Schöne Geschichte, die da im 19. Jahrhundert erfunden wurde: In der Schildhorn-Sage hauten die „teutschen Recken" um Markgraf Albrecht der Bär den verschlagenen slawischen Hinterwäldlern so was von auf den Eisenhut, dass denen nur die Aufgabe der Brandenburg und die wilde Flucht blieb. Vor allem deren Chef Jacza von Köpenick, manchmal auch Jacza oder Jaxa gerufen. Bei der Gelegenheit wurde der Tag des deutschen Sieges, der 11. Juni 1157, flott zum Geburtstag der Mark Brandenburg erklärt.

Jacza, der erste Mensch aus dem Raum Berlin, dessen Name uns Heutigen bekannt ist, bekam in der Sage die Rolle der flüchtigen Pfeife zugeteilt, was den Ruhm der Deutschen mehrte. Der Berliner Historiker Dr. Michael Lindner (54) fand das ungerecht. Schon während des Studiums an der Humboldt-Uni war ihm Jacza in der Wissenschaft zu kurz gekommen. Der Forscher sieht den Mann eben mit ganz anderen Augen. Er sieht ihn aus einer derart anderen Perspektive, dass ihn wundert, warum die Köpenicker ihren falschen Hauptmann so schätzen, wo sie doch statt dieses mickrigen Kleinkriminellen mit einer Idee einen mutigen, weltgewandten Fürsten als Sinnbild ihres schönen Bezirks haben könnten, der vor allem schon ein knappes halbes Jahrhundert früher im mitteleuropäischen Machtgefüge mitmischte – bevor der Name Berlin überhaupt auftauchte.

|||||   Zuerst nimmt Linder Jacza die Rolle des Feiglings ab. Denn die Schlacht um die Brandenburg forderte zwar Tote auch blauen Bluts, aber irgendwann hatte Albrecht gerechnet, ob sich dieser Blutzoll lohnt. Lindner meint, dass beide Parteien jeweils höchstens 200 Mann ins Feld führten, jeder Verlust war zuviel. „Dann hat man lieber per Handschlag vereinbart, dass Jaczas Truppe die Burg räumt und freies Geleit bekommt.“ Darauf deutet eine Quelle hin, in der nichts von Flucht steht.

|||||   Schritt zwei der Ehrenrettung: Jacza hat womöglich sogar recht, als er (vermutlich im Frühjahr 1157) die Brandenburg mit Hilfe polnischer Truppen dem Markgrafen abnahm. Es gibt Hinweise, dass er statt Albrecht sie von einem anderen, 1150 verstorbenen Slawenfürsten hätte erben müssen. Als sich dann abzeichnete, dass der deutsche König und römische Kaiser Friedrich Barbarossa einen Heerzug gegen Polen und dessen Verbündete westlich der Oder vorbereitete, habe sich Jacza, einer dieser Verbündeten, die Burg in einem Präventivschlag trickreich als Vorposten angeeignet.

||||   Schritt drei widmet sich dem angeblichen Hinterwäldler mit primitivem Götterglauben: „Jacza war schon längst Christ, als er die Brandenburg verlor“, erklärt Lindner, „er hatte sogar schon die erste seiner beiden Jerusalem-Pilgerfahrten hinter sich.“ Dass der Mann sich auf den mühseligen Weg ins Heilige Land gemacht hatte, zeigen seine Münzen – die ersten, die in der Berliner Gegend geprägt wurden. Darauf trägt der „Knes“ (Fürst) von Copnic neben Bart, Wallehaar und Waffen einen Palmenwedel als Pilgerzeichen. Die genaue örtliche Herkunft seines Helden kann Lindner ebenso wenig festlegen wie dessen Geburtstag: Er dürfte aber nicht einmal 50 Jahre alt gewesen sein, als er 1176 in Polen starb. Dorthin hatte er sich orientiert, als seine Köpenicker Herrschaft für ihn offenbar uninteressant wurde. Er vermachte sein Land, das sich vermutlich von Köpenick im Norden bis Teupitz im Süden, von Zossen im Westen bis Storkow im Osten erstreckte, testamentarisch den slawischen Pommernfürsten, stiftete in Polen Klöster und mischte verschwörerisch in polnischer Innenpolitik mit. Er hatte in Polen Besitz, sein Schwiegervater war dort ein mächtiger Mann gewesen. Im Kloster Miechów bei Krakau ist Jacza auch beerdigt.

||||  In einem vierten Schritt schreibt Lindner Jacza eine europäische Rolle zu: Als der vom Köpenicker befürchtete Feldzug Barbarossas tatsächlich im August 1157 begann, unterlag das polnische Bündnis. Lindner: „Die Besiegten mussten Geiseln stellen, um den Waffenstillstand zu sichern – auch Jacza.“ Das zeigt, dass er trotz seiner mickrigen, mit Wällen und Palisaden befestigten „Hauptstadt“ kein Wald-und-Wiesen-Adliger war, sondern ein bedeutender Machthaber. Die Geisel (eher ein unfreiwilliger Gast), Jaczas erst fünf Jahre alter Sohn, wurde von Barbarossas Verbündetem, dem Herzog von Böhmen, nach Prag gebracht. Dort ist das Kind vermutlich noch 1157 gestorben. Der Verlust des einzigen Erben scheint Jacza dazu bewegt zu haben, nach Polen zu gehen. Obwohl das allles schlüssig klingt, weiß Lindner: Sein Jacza-Bild wird nicht unwidersprochen bleiben. Er sagt zwar mit Blick auf den Film „Highlander“: „Es kann nur einen geben." Andere Forscher denken dagegen an bis zu fünf Jaczas, deren Namensgleichheit dazu verleite, einen daraus zu machen.

Die Leser des Buchs „Jacza von Köpenick“, das Lindner mit Spaß (und dem einen oder anderen Schlenker zu viel) geschrieben hat, können sich selbst einen Reim machen. Und wenn nicht: Das Buch mit „Geschichten aus einer Zeit, in der es Berlin noch nicht gab“, zeigt in jedem Fall, dass Berlin-Brandenburg zwar sumpfig-sandig, aber keinesfalls hinterwälderisch war.

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||||  HINWEIS:  Der zweiseitige REPORT ist reich bebildert. So mit einer rekonstruierten Colorzeichnung, wie man sich Köpenick um 850 vorzustellen hat. Des weiteren mit Buchautor Michael Lindner vor dem Schildhorn-Denkmal von 1845, mit dem 1914 errichteten „Jaczo-Turm“ von Gatow am Hohlweg zur Havel sowie mit zwei aus dem „Neuruppiner Bilderbogen“ entnommenen Szenen, nämlich Jaczas Pferdsprung in die Havel, entschlossen verfolgt von einer Ritterschar, deren tödliche Pfeile den Flüchtenden nicht mehr erreichen. Ein imaginäres Gemälde Jaczas, entstammend aus einem Kloster bei Krakau, vervollständigt den REPORT ebenso lehrreich, wie die großformatige Münze die Existenz des ersten ICKE nachweislich bezeugt.

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JACZA von Köpenick
 
 
   
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